Workshop mit Ernst Götsch
Ein Schweizer erfindet die regenerative Landwirtschaft neu! Sein Credo heißt Syntropie – Vielfalt im Einklang mit der Natur. Der Pionier Ernst Götsch war am 2. November 2019 zum zweiten Mal zu einem Workshop auf Schlossgut Alt Madlitz in Brandenburg und hat seine weltweit anwendbaren Prinzipien für fruchtbare Böden gezeigt
Aktuelle Information
Momentan bieten wir keine Workshops mit Ernst Götsch an.
Alternativ möchten wir Sie auf folgende Angebote in der Bodensee-Region aufmerksam machen:
Den länderübergreifenden Bodenpraktiker-Kurs im Bodenseeraum, der in Kooperation mit der Bioland-Stiftung durchgeführt wird. Erfahrene Praktiker:innen lernen, wie man den Boden genau beobachtet, bedarfsgerecht handelt und das Erdreich gesund hält, sie bekommen das Gespür sowie das nötige Know-how für diese Fähigkeiten von Top-Referent:innen vermittelt.
Alle Infos und Anmeldung über diesen Link – es sind noch einige Plätze frei für das Modul 25. Januar – 14. November 2024!
Für alle, die rund um den Bodensee (DE, CH, AT, LI) aktiv sind: Hier gibt es unsere Boden-AGs, Arbeitsgruppen für Bauern und Bäuerinnen.Sie führen einen landwirtschaftlichen Betrieb im Bodenseeraum und möchten wissen, welchen Wert Sie für Nachhaltigkeit und Gemeinwohl schaffen und welchen Preis Ihre Leistungen haben? Mit dem 1000 Betriebe Projekt, das wir in Kooperation mit der Regionalwert Leistungen GmbH, der Regionalwert Research GmbH und dem KTBL anbieten, haben Sie die Gelegenheit, ohne großen bürokratischen Aufwand den Nachhaltigkeitsgrad sowie den Gemeinwohlwert Ihrer Arbeit zu ermitteln. Sie erhalten kostenfreien Zugang zum Regionalwert Leistungsrechner.
"Das Paradies ist der Ort, an dem man seine Funktion erfüllt und seine Arbeit gerne erledigt." Ernst Götsch
Ernst Götsch
Mit Radieschen in Raperswilen fing alles an. Bereits im Alter von drei Jahren pflanzt Ernst Götsch im Hinterhof seines elterlichen Hauses in der Nordostschweiz Radieschen. Die kleine rote Knolle ließ seine Neugier wachsen. Seine Vorgehensweise ist auch nach mehr als 65 Jahren dieselbe: Pflanzen, Beobachten, Testen und Weiterentwickeln. Neben Arbeiten an der genetischen Verbesserung von Futterpflanzen an der renommierten landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Zürich-Reckenholz begann Ernst Götsch den konventionellen Weg der Landwirtschaft in Frage zu stellen. Seine Vision: "Was wäre, wenn wir die Bedingungen, die wir den Pflanzen geben, verbessern? Statt zu versuchen, genetische Merkmale in ihnen zu finden, die sie befähigen, unsere Misshandlungen besser zu ertragen?“ Nachdem erste Tests auf Flächen in seiner Heimat gute Ergebnisse zeigten, bekam Ernst Götsch Anfragen auch aus tropischen Ländern. Götsch wandte seine Anbaumethoden erfolgreich in einem ihm unbekannten Ökosystem unter anderen klimatischen Bedingungen an. Er stellte fest: Seine Methoden und Prinzipien sind auf verschiedene Biome oder Boden- und Klimabedingungen anwendbar. 1982 zieht Ernst Götsch nach Brasilien. Seitdem sind über 30 Jahre vergangen. Durch eigener Hände Arbeit und ohne Ressourcenverbrauch ist auf trockenem und degradiertem Weideland ein blühender Nahrungswald mit 14 ganzjährig fließenden Wasserquellen entstanden. Wenn man die Bewohner in der Region nach Regen fragt, ist die Antwort:
„Beim Gringo regnet es immer“.
Zum zweiten Mal in Deutschland:Workshop mit Ernst Götsch am 2. November 2019
Ein Tag mit Ernst Götsch auf Schlossgut Alt Madlitz. Hier realisiert er in Zusammenarbeit mit dem Landwirt Benedikt Bösel ein Projekt nach den Prinzipien der Syntropischen Landwirtschaft Gut 80 Teilnehmer fanden sich Anfang November auf Schlossgut Alt Madlitz ein, um diesen Tag gemeinsam mit Ernst Götsch zu verbringen und um seine Methoden der Syntropischen Landwirtschaft kennenzulernen. Teilnehmerin Ulrike Müller schreibt uns: "Die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung mit Gleichgesinnten vor Ort fand ich sehr wertvoll, wertschätzend und ermutigend war die Stimmung." Es gab auch eine Demonstration der von Ernst Götsch konzipierten und in Zusammenarbeit mit RhenusTEK konstruierten Bodenfräse - "Peace Farming Technology", wie Ernst Götsch es nennt: Friedens-Agrartechnologie. Details in dem Filmbeitrag - letztes Motiv der Bilderserie. Eindrücke vom Workshop mit Ernst Götsch in der Bildergalerie - Bild anklicken und Serie ansehen!
Syntropie - Vielfalt im Einklang mit der Natur
"In der Natur gibt es keinen Konkurrenzdruck und keinen harten Wettbewerb. Alle Beziehungen basieren auf Kooperation und bedingungsloser Liebe und sind immer auf die Erfüllung einer bestimmten Funktion ausgerichtet." Ernst Götsch
Merkmale der Syntropischen Landwirtschaft
Die Syntropische Landwirtschaft ist ein von Ernst Götsch entwickeltes, aus theoretischen und praktischen Komponenten bestehendes Modell der Landbewirtschaftung. Natürliche Prozesse werden in ihrer Form, Funktion und Dynamik in landwirtschaftliche Verfahren umgesetzt. Grundlage ist die Idee, dass sich Flächen durch Nutzung erholen: Durch die Schaffung hochproduktiver landwirtschaftlicher Flächen werden (in der Regel unabhängig vom Einsatz von Zusatztoffen oder Bewässerung) Ökosysteme herbeigeführt. Besonderes Augenmerk gilt hier dem Bodenaufbau, der Regulierung des Mikroklimas und der Förderung des Wasserkreislaufs. Die Ernte wirkt sich dabei zyklisch ergänzend auf die Regeneration der Ökosysteme aus. Komplexe Pflanzengesellschaften und eine Reihe von weiteren Bewirtschaftungsmethoden, wie etwa Beschneiden und Bodenbedeckung, fördern den Nährstoffkreislauf und beschleunigen die Umwandlung, die auf natürlichen Brachflächen jahrelang dauert. Es handelt sich hierbei um eine prozessbasierte, und nicht um eine hilfsmittelbasierte Landwirtschaft. Ihr Ziel ist immer die Verbesserung der Lebens- und Energiemenge im System. Genau das ist es, wofür der Ansatz der Syntropie steht. Die Syntropie steht hier im Gegensatz zur Entropie: Während entropische Veränderungen Energieverluste und Vereinfachung von Strukturen verursachen, gewinnen syntropische Prozesse mit der Zeit Energie und bauen Strukturen, Vielfalt und Komplexität auf.
Das Leben ist von Natur aus syntropisch, und unsere Agrarsysteme sollten seine vielschichtigen Charakteristika widerspiegeln.
Obwohl viele erfolgreiche Beispiele für die Syntropische Landwirtschaft in tropischen Regionen stattgefunden haben, sind die Prinzipien, die diese von Ernst Götsch entwickelte, ganzheitliche Methode bestimmen, auf verschiedene Arten von Ökosystemen anwendbar. Landwirte aus Martinique, Portugal, Spanien, Italien und Hawaii haben es bereits mit beeindruckenden Ergebnissen in die Praxis umgesetzt, wobei sie extremen Wetterbedingungen trotzen und erste Probleme mit schwacher Fruchtbarkeit rückgängig machen konnten.
Die Methoden der Syntropie sind skalierbar.
Syntropische Landschaft - Baum- und Strauchbeschnitt bedecken den Boden
Darstellung der Stratifikation, dem vertikalen Aufbau des Lebensraums – unterschiedliche Wuchshöhen der Einzelpflanzen
Unterscheidung zwischen der syntropischen und ökologischen Landwirtschaft
Von Ernst Götsch
Düngung
Der biologische und der syntropische Landbau sind zwei Schwestern, die von der gleichen Idee ausgehen. Aber die Entwicklung unterschiedlicher Lösungsansätze für tägliche Umsetzungsprobleme hat sie auf verschiedene Pfade geführt. Der biologische Landbau zielt darauf ab, die chemische Düngung (wie sie in der konventionellen Landwirtschaft üblich ist) durch eine organische Düngung (Komposte aus organischen Abfällen, Gründüngung, Gülle usw.) zu ersetzen. Im syntropischen Landbau arbeiten wir mit dem Konzept, die verschiedenen Pflanzenarten von der Einführung des Systems bis hin zur kontinuierlichen Bewirtschaftung so zu arrangieren, dass sie selbst ihren eigenen Dünger produzieren. Zu diesem Zweck pflanzen wir Bäume, Büsche, Gräser und Kräuter in hoher Dichte, die die Eigenschaft besitzen nach dem Zurückschneiden kräftig nachzuwachsen.
Beschnitt
Der periodische Rückschnitt, der auf den Boden fällt, führt - neben der Versorgung unserer Kulturen mit Licht - zu einer großen Menge an organischer Substanz, die die Bodenorganismen belebt und versorgt und damit indirekt unsere Pflanzen düngt. Ein zusätzlicher Vorteil neben Licht und Dünger ist der Effekt der Verjüngung des gesamten Systems, der nach dem Rückschnitt auftritt: Hinweise auf ein neues kräftiges Wachstum und neue Vitalisierung für das gesamte System, ausgelöst durch das Nachwachsen unserer Verbündeten.
Erhaltung der Kraft des Systems
Diese Idee führt uns zum nächsten Unterschied zwischen dem biologischen und dem syntropischen Landbau: Der biologische Landbau beinhaltet die pflanzengesundheitliche Kontrolle, d.h. den Kampf gegen Krankheiten und Schädlinge. Das Ergebnis ist der Einsatz von Präparaten, Mineralstoffmischungen zur Stärkung von Pflanzen, zur Abtötung oder Abwehr von Schädlingen und Krankheiten, Fallen zum Fangen unerwünschter Insekten etc. Das sind Werkzeuge, die als Folge der Trennung, nämlich der Trennung zwischen Gut und Böse, entwickelt und eingesetzt werden. In Falle des syntropischen Landbaus arbeiten wir daran, die Kraft und den Wohlstand des gesamten Systems zu erhalten. Wir behandeln Schädlinge oder Krankheiten als Indikatoren für Schwächen in unseren Planzungen, die durch unsere eigenen Fehler verursacht werden. Fehler, die beim Design oder Management unserer Agrar-Ökosysteme gemacht wurden. Wir betrachten Schädlinge und Krankheiten als indirekte Verbündete, Mitglieder des Immunsystems des Makroorganismus Leben auf dem Planeten Erde (zu dem wir gehören).
Kein Gut und Böse
Aus dieser Perspektive gibt es weder Gut noch Böse. Stattdessen erkennen wir eine Funktion. Diese Mitwirkenden, die als Schädlinge betrachtet werden, können uns indirekt Hinweise geben, wie wir organischer mit dem Makroorganismus umgehen können, so dass eine Notfallversorgung durch die "Feuerwehrleute des Systems" nicht erforderlich ist. Deshalb sind sie wieder einmal Verbündete, Mitglieder des Immunsystems, gleich den weißen Blutkörperchen in unserem Körper, die handeln und sich vermehren, wenn die Lebensprozesse in ihm (Makroorganismus) die vorgegebene Bahn verlassen.
"Komplementär zur Entropie bewegt sich die Syntropie von einfach zu komplex, im Sinne einer Steigerung der Menge und Qualität des konsolidierten Lebens." Ernst Götsch
Die wichtigsten Verfahren der Syntropischen Landwirtschaft
Komplexe Pflanzengesellschaften: Syntropische Landwirtschaft folgt dem Prinzip der Sukzession, also der natürlichen Abfolge von Pflanzengemeinschaften auf einer Fläche. Auf Brachflächen kommen zuerst Pionierpflanzen, mehrere Folgepflanzengesellschaften und am Ende steht eine sogenannte Klimax-Vegetation, das Ergebnis ungestörten Wachstums.
Selektive Auslese: Pflanzen, die im Prozess der Sukzession ihre Aufgabe erfüllt haben, werden aussortiert. Andere, meist höhere und anspruchsvollere, kommen hinzu. Beschnitt und Auslösen von Impulsen: Insbesondere zur Synchronisation von Abläufen bei der Stratifikation (Bildung von vertikalen Lebensräumen – siehe hierzu Abbildung), zur Verjüngung des Systems und zur Steigerung der Folgepflanzengesellschaften. Bodenbedeckung: Mulch und Pflanzenschnitt, die den Boden bedecken, verhindern, dass Wasser verdunstet, und halten die Erde feucht. Indirekte Anreicherung der Bodenmikrobiota.
Der Beschnitt der Pflanzen ist ein essentieller Bestandteil der Methode, mit der Ernst Götsch geschädigte Böden wiederbelebt
Sorgsamer Umgang mit dem Boden - er darf nicht beschädigt werden und soll immer bedeckt sein. Um die kostbare Humusschicht nicht zu verletzen, wird nicht gepflügt
Philosophischer Ansatz
Ernst Götschs ganzheitlicher Ansatz ist stark von seinem humanistischen Hintergrund geprägt
Was Aesop (700 v. Chr.) über Kronos sagte
Er schuf Wesen auf diesem Planeten, einschließlich Menschen, und sagte: "Mensch, ich habe dich an diesen Ort gebracht, mache es zu Deinem Paradies! Lebe gut! Bewohne es und vermehre Dich! Sei kreativ! Du kannst tun, was immer du willst. Es gibt eine einzige Bedingung, eine Grenze: Die Gesetze des Makro-Organismus, dessen Teil du bist, sind vorgegeben und festgelegt. Nicht einmal uns, den Göttern des Olymps, ist es erlaubt unsere eigenen Gesetze zu erlassen!" Die Menschheit lebte glücklich. Eines Tages begannen die Menschen jedoch zu denken: "Was wäre, wenn wir unsere eigenen Gesetze machen würden? Wir wären mächtiger als die Götter des Olymps." Indem sie dies taten, gerieten sie in Konflikt mit den Göttern und begannen, gegen sie Krieg zu führen. Als er das sah, begann Kronos, sich am Kopf zu kratzen und dachte: "Was soll ich mit meinen Kindern machen? Ich werde sie töten!" Er kam vom Olymp herunter und trug seine Axt auf der Schulter. Als er jedoch die Menschen sah, änderte er seine Meinung: "Mensch", rief er aus, "Ich werde Dich zweiteilen, als Strafe für Deinen Ungehorsam." Er nahm seine Axt und tat es. "Und das," sagte er, "hat zur Folge, dass Du Dein ganzes Leben versuchen wirst, Dich wieder mit Deiner zweiten Hälfte zu vereinen, aber Du wirst die zweite Hälfte nicht finden. Und dies wird für Deine Spezies tödlich sein." Wie bei Aesop erwähnt, sind die Gesetze gegeben. Wenn wir das akzeptieren und entsprechend handeln, schließen wir den Kreislauf.
Rückschau: Workshop mit Ernst Götsch am 12. April 2019
Ernst Götsch zum ersten Mal zu einem Workshop in Deutschland
Das Wetter war kühl - aber die Teilnehmer ließen sich die gute Laune nicht verderben. Am 12. April 2019 trafen sich über 70 Interessierte - meistenteils Landwirte, aber auch Studenten und Dozenten aus ganz Deutschland - auf Schlossgut Alt Madlitz in Brandenburg zum ersten Workshop des Schweizer Syntropie-Pioniers in Deutschland. Am Vormittag der theoretische Teil mit einem Vortrag von Ernst Götsch, am Nachmittag der praktische Teil auf dem Feld, bei dem Ernst Götsch seine Methoden eindrucksvoll demonstrierte.
- Teilnehmerstimmen
Ernst ist ein Visionär und genialer Praktiker mit Ideen, die weit über die Waldwirtschaft hinausgehen
Gero LesonSelten so viel positive Energie mit so vielen Unbekannten erlebt. Ganz großes Lob. Ich komme gerne wieder zu weiteren Workshops!
John KöckertEin wirklich lehrreicher, inspirierender Tag mit Euch und Ernst Götsch - ich kann es kaum erwarten, die Prinzipien hier in Deutschland anzuwenden
Aline von Wedel
- Weitere Veranstaltungen des Vereins für regenerative Landwirtschaft
Masterclass-Seminar mit Joel Salatin am 2. und 3. Mai 2019 Das zweitägige Masterclass-Seminar mit Joel Salatin über Grass Farming und Weide-Management auf dem Biolandhof Sepp Braun in Freising wurde von mehr als 100 Teilnehmern besucht.
Wie Weide wirtschaftlich wird – ein Farmer mit Weitblick revolutioniert mit seinem Grass Farming die Landwirtschaft in den USA. Joel Salatin kam erstmals für ein 2tägiges Seminar nach Deutschland.
Abgesagt: 27.-28. April 2021
Das zweitägige Masterclass Seminar mit Joel Salatin musste leider abgesagt werden
Aufgrund der andauernden Corona-Pandemie sind wir leider zu dem Schluss gekommen, die Masterclass mit Joel Salatin vom 27.-28. April 2021 ein weiteres Mal abzusagen. Wir sind im Austausch mit Joel und warten ab, wie sich die Situation entwickelt. Bleiben Sie informiert auf www.joelsalatinmasterclass.de oder auf den Kanälen von Soil Alliance in den Sozialen Medien (alle Links weiter unten).
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